elisa hartmann

Pikto

Eine Herberge für Flüchtlinge

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Eine Herberge mit Migrationszentrum in der Wiesenburg in Berlin Wedding

In Anbetracht der derzeitigen Flüchtlingssituation wird es nötig sein, möglichst viel Wohnraum in kurzer Zeit zu generieren und Zentren zum Austausch und zur Versorgung zu schaffen. Das Grundstück der Wiesenburg in Berlin Wedding wurde nach Ende des 2. Weltkrieges nie gänzlich genutzt oder restauriert. Heute dient ein kleiner Teil als Wohnhaus, es gibt eine Tanzschule und Künstler nutzen leerstehende Räume als Ateliers. Generell soll hier ein buntes Quartier entstehen, das Flüchtlinge, Studenten und sozial Schwache aufnimmt.

Erst die Plätze, dann die Häuser

Der Außenraum wird zum wichtigsten Raum und schafft dabei eine Durchwegung des gesamten Quartiers. Zunächst werden die Plätze festgelegt, die Gebäude ergeben sich aus der Restfläche. Ehemalige Innenräume werden zu Plätzen und Höfen. Städtebaulich soll der Neubau den Bestand weiterstricken, die Komplexität der Schichtungen erschließt sich bei näherer Betrachtung.

Weiterstricken, was vorgefunden wurde

Nach den Plätzen kamen die Häuser. Codex war es, einfache solide Häuser zu bauen, die durch handwerkliche Präzision überzeugen. Sie sollen das weiterstricken, was am Ort vorgefunden wurde. Dies wurde sowohl städtebaulich als auch durch die stellenweise Nutzung und Weiterflechtung von Bestandswänden realisiert. Die Erschließung der Gebäude erfolgt über die Plätze. In den unteren Geschossen befinden sich öffentliche Funktionen, in den oberen Wohnungen. Die neuen Wohnhäuser sind unterirdisch miteinander verbunden. Erhalten wird alles, was erhaltenswert ist. Die Bestandsgebäude werden denkmalpflegerisch behandelt. Neubauten entstehen nur im Hof, dort wo Plätze geformt werden. Die Verbindung zwischen Neu und Alt wird über den Ziegel geschaffen, der sich über das Grundstück zieht und Plätze ausbildet.

Einfaches Bauen

Der Ziegel webt horizontal den Bestandsziegel von 6 cm Höhe weiter und baut darauf mit einem 9 cm hohen auf. Die Außenwände sind zweischalig ausgeführt. Die Ziegelfassade wird durch 10cm Mineralwolle vom tragenden Porotonstein getrennt. Holz-Alufenster stärken das Konzept der Trennung zwischen Öffentlich und Privat. Ein hellgraues Wellblechdach bildet einen leichten Kontrast zum schweren Ziegel und bietet durch einen großzügigen Dachüberstand Wetterschutz. Die Plätze werden durch verschiedene Ziegel-Verbände definiert. Im Innenraum dominieren helle Materialien wie weißer Lehmputz, geschliffener heller Estrich und unbehandelte Tanne.

Familienhaus im Detail

Das Familienhaus orientiert sich als einziges Haus zu allen 3 Plätzen und beinhaltet daher die Gemeinschaftsküche im Erdgeschoss, die sowohl den Marktplatz als auch den Dorfplatz bespielt. Im Obergeschoss befinden sich eingestellte zweigeschossige Kojen, die in Brettsperrholz vorgefertigt werden. Betritt man seine Koje im 1.OG, betritt man ein kleines Haus. Im Kleinen passiert hier das, was draußen auf den Plätzen passiert. Der Flur ist der Gemeinschaftsbereich, die Kojen sind privat, können sich aber zum Flur hin öffnen. Verstärkt wird dieses Konzept über das Material.

Mädchenhaus im Detail

Das einzige reine Wohnhaus des Quartiers ist das Mädchenhaus, das erhöht durch den Sockel privat steht. Der Grundriss funktioniert in Schichten. Die zum Platz hin orientierte Gemeinschaftszone schafft Raum für Austausch und gemeinsame Kochabende. Schlupft man in die Wände, erreicht man die Badschicht, dahinter liegen die Zimmer. Lufträume über zwei Geschosse geben Licht und schaffen Verbindungen.

Masterthesis von Elisa Hartmann

Ausgezeichnet durch die Architektenkammer Thüringen und den Helmut-Hentrich-Stiftungspreis 2016